International gefeierte Künstlerin Maria Jonas verstorben
Die Stadt Brühl betrauert den Verlust von Maria Jonas. Die international gefeierte Sängerin und Musikerin, die bereits seit längerem an chronischen Erkrankungen litt, verstarb unerwartet kurz vor Weihnachten.
Nach ihrem Musikstudium im Fach Oboe an der Musikhochschule Köln lebte die gebürtige Brühlerin mehrere Jahre in Venezuela, wo sie eine Musikschule leitete. Anschließend studierte sie Gesang und Alte Musik in London, Barcelona und Basel. Ihr Schaffen als Interpretin, Kuratorin und Dozentin führte sie in zahlreiche Länder Europas und festigte ihren Ruf als vielseitige und herausragende Künstlerin.
Im Jahr 2014 gründete Maria Jonas das Ensemble Ars Choralis Coeln, eine Frauenschola mit zehn professionellen Sängerinnen und zwei Instrumentalistinnen. Der Schwerpunkt des Ensembles liegt auf der Aufführung und der Wiederentdeckung früher europäischer Musik, wie etwa der Gregorianik oder der Musik von Hildegard von Bingen. Auch mit dem kleiner besetzten Ensemble Ala Aurea feierte sie als Sängerin Erfolge über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Sich selbst bezeichnete Maria Jonas nicht als Sängerin, sondern als „Trobairitz“, ein Begriff für die weiblichen Trobadors des Mittelalters im südlichen Frankreich. Dem Namen liegt das okzitanische Wort trobar (finden) zugrunde; dies entsprach ihrem Selbstverständnis als musikalisch Suchende.
Als eine solche „Er-Finderin“ waren Maria Jonas der interkulturelle Dialog und das Herausarbeiten von musikalischen Gemeinsamkeiten stets ein Anliegen. Sie gründete die jährlich im Kölner Museum Kolumba stattfindende „Klangwerkstatt“, zu der regelmäßig Musizierende aus anderen Musikkulturen eingeladen wurden. Bedeutsam ist die Kooperation mit arabischen Künstlerinnen und Künstlern wie Bassem Hawar, dem Ensemble Nourouz oder dem Ensemble Sanstierce, außerdem die Zusammenarbeit mit dem Brühler Autor Khaled Al Shomali oder der jüdischen Kantorin Jalda Rebling.
Seit 2019 war sie zudem mit der künstlerischen Leitung der Konzertreihe KlosterKlaenge in Klöstern und Kirchen Nordrhein-Westfalens betraut.
Wie kaum eine andere Künstlerpersönlichkeit hat sie es verstanden, Musik abseits der gängigen Hörgewohnheiten zu interpretieren, einem breiten Publikum auf unvergleichliche Weise näherzubringen und eine Vielzahl an Kunstschaffenden zu inspirieren.
Die internationale Musikwelt reagiert mit großer Anteilnahme und zahlreichen Nachrufen auf das Ableben von Maria Jonas. Tief betroffen ist auch Brühls Bürgermeister Dieter Freytag: „Maria Jonas‘ plötzlicher Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke. Ihre Kreativität, ihr interkulturelles Schaffen und ihre einzigartige Persönlichkeit werden der Musikwelt fehlen. Mit Maria Jonas verliert die Stadt Brühl gleichzeitig eine Person, die ihrer Heimatstadt stets mit viel Herz und bewundernswertem Engagement verbunden blieb. Sie stellte ihre Kunst in den Dienst von Organisationen und Vereinen, die ihr wichtig waren, veranstaltete u.a. Benefizkonzerte für Plan International und den Arbeitskreis Palästina Brühl-Battir. Ihre humanitären Verdienste bleiben unvergessen, ihr musikalisches Vermächtnis wird weiterleben.“
zurück