Auf den Spuren jüdischen Lebens in Brühl

Im Oktober 1944 endeten 659 Jahre nachweisbarer Geschichte der Juden in Brühl. Dabei ist das Leben und Wirken der jüdischen Bevölkerung eng verknüpft mit der Geschichte der Stadt Brühl und auch heute noch in zahlreichen Straßennamen und Orten des Gedenkens wie auch dem historischen jüdischen Friedhof erlebbar. In den schriftlichen Quellen zur Brühler Geschichte werden bereits zur Stadtgründung 1285 Juden erwähnt. Als Blütezeit der Brühler jüdischen Gemeinschaft ist das 19. Jahrhundert mit dem Bau der Synagoge im maurischen Stil anzusehen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten veränderte sich das Bild, es folgten wirtschaftliche Einschränkungen und gesellschaftliche Isolierung. Nach dem Novemberpogrom 1938 flüchteten viele Juden. 1942 erfolgten erste Verschleppungen in die Vernichtungslager. Im Oktober 1944 hatte Brühl keine jüdischen Einwohner mehr. Die Synagoge stand links neben der 1993 errichteten heutigen Gedenkstätte.

Jüdischer Friedhof Brühl

Schildgesstraße / Kölnstraße

Jüdischer Friedhof (c) Uwe Tannigel, Fotografische Arbeitsgemeinschaft Brühl

Der außerhalb der mittelalterlichen Stadt (heute Schildgesstraße) angelegte Friedhof wird erstmals in einer 1371 ausgestellten Urkunde aufgeführt, in der ein Acker an dem joedenkirchhove verkauft wurde. Der älteste Grabstein datiert von 1746, die jüngste Grablege ist mit 12.12.1946 datiert. Heute sind noch 94 Grabsteine (Mazewot) auf dem Gelände vorhanden, das mit 4.170 m² einen der größten jüdischen Friedhöfe im Rheinland bildet. Das Gräberfeld bleibt weiterhin Friedhof bzw. Bet Hachajim, denn jüdische Friedhöfe beherbergen Tote bis zum jüngsten Tag.


Gedenkstätte An der Synagoge

An der Synagoge 2

Gedenkstätte

Alljährlich am Abend des 9. November verlesen engagierte Brühler Bürgerinnen und Bürger auf Einladung der Initiative für Völkerverständigung die Namen aller jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in den Jahren des Nationalsozialistsichen Regimes verschleppt und ermordet wurden. Ein Schweigegang führt vom Rathaus der Stadt Brühl über den Leopold-Bähr-Platz am Jüdischen Friedhof bis zur Gedenkstätte, welche am Ort der zerstörten Brühler Synagoge errichtet wurde.


Paula und Helene Brünell – Ein Weg der Erinnerung

Das zweite Geschäftsstandort des Kaufhauses Brünell in der Uhlstraße 37. Paula und Helene im Vordergrund (c) Archiv H.J. Rothkamp

Über viele Jahre betrieben Paula und Helene Brünell gemeinsam mit ihrer Mutter ein angesehenes Kaufhaus für Textilwaren in der Brühler Innenstadt. In der Zeit des Nationalsozialismus erfuhren sie Terror, Entrechtung und Ausgrenzung. Im Jahr 1942 wurden die beiden Schwestern über Köln nach Minsk deportiert und in Maly-Trostinec ermordet. Zur Erinnerung an das Leben und Schicksal jener Frauen folgt ein Gedenkweg, quer durch Brühl, den wesentlichen Lebensstationen der Schwestern Brünell.


Stolpersteine

Stolpersteine erinnern an deportierte und ermordeten jüdische Mitbürger (c) NR

Die vom Künstler Gunter Demnig verlegten "Stolpersteine" erinnern an die Existenz jüdischen Lebens. Die überall in der Innenstadt verlegten Messing-Pflastersteine sollen an die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors erinnern – direkt vor den Häusern, in denen sie lebten, bevor sie deportiert und ermordet wurden.


Themenführung: Gegen das Vergessen

Schweigegang in Brühl (c) NR

Die Stätten jüdischen Lebens in Brühl können alleine oder im Rahmen einer Führung besucht werden. Die Führung gewährt Einblicke in die Lebensumstände jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger über die Jahrhunderte hinweg bis zur Vertreibung und Vernichtung im Dritten Reich. Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig, eine besondere Form des Erinnerns, geben Einzelschicksalen ein Gesicht. Buchungsanfrage


Literaturempfehlung

Brennende Synagoge am 10.11.1938, Sammlung Neff der Stadt Brühl

Wir danken der Autorin Barbara Becker-Jákli für die Erlaubnis, ihre 1988 veröffentlichte wissenschaftliche Arbeit "Juden in Brühl", herausgegeben als Band 14 der Schriftenreihe zur Brühler Geschichte, hier der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen zu dürfen. Das Buch ist ursprünglich unter der ISBN 3-926076-22-4 erschienen und leider nur noch antiquarisch erhältlich. Download: Barbara Becker-Jákli, Juden in Brühl

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